Fahrsicherheitstraining – sehr empfehlenswert

Seit Jahren wird es in Rhede vom Seniorenbeirat angeboten, meist organisiert von Bernd Tielkes, viele haben es schon ausprobiert, waren sehr zufrieden. Aber es gibt doch Hemmschwellen: „Ich fahre schon 30 (oder 40 oder 50) Jahre Auto. Da brauch ich keinen Kursus mehr.“ „Ein ganzer Sonntag geht dafür drauf.“ „Und Geld kostet das auch noch.“ Zumindest das dritte Hindernis hatte der Bürgerbusverein seinen Fahrerinnen und Fahrern minimiert: 50% der entstehenden Kosten übernahm der Verein.
Es war ein hoch interessanter Tag: 15 Damen und Herren trafen sich früh am Morgen bei „real“, viele im eigenen Fahrzeug, aber auch die beiden aktuellen Bürgerbusse waren dabei. Bernd Tielkes brachte uns zum Übungsplatz in Gescher-Estern und „übergab“ uns an den Moderator der heutigen Veranstaltung, Herrn Günther Hoff, der die am Ende ausgehändigte Urkunde unterzeichnete mit dem Zusatz SHT-DVR (Sicherheitstraining – Deutscher-Verkehrssicherheitsrat).

Herr Hoff hatte, wie sich im Laufe des Tages herausstellte, viele Tipps und Kniffe für Auto- und auch für Motorradfahrer bereit. Er begann mit einem theoretischen Teil in einem kleinen Gebäude, bei dem er in der Hauptsache Organisatorisches mit uns besprach: Für diese Übungen waren unsere Fahrzeuge vollkasko-versichert. Das Sicherheitstraining ist standardisiert, die Trainer, meist Polizisten oder Fahrlehrer, nehmen alle zwei Jahre an einer Fortbildung teil. Auch alltägliche Ratschläge gab es: Den Reifendruck sollte man um 0,2bar erhöhen gegenüber der Angabe des Herstellers. Man soll immer wieder den Ölstand kontrollieren. Sitzhöhe, Sicherheitsgurt und Kopfstütze müssen immer neu eingestellt werden, wenn der Fahrer wechselt.

 

Dann ging´s in die Praxis, die den größten Teil des Tages ausfüllte: Erst Aufgabe: Dreimal die Runde fahren, Slalom, größter Teil der Strecke trocken, eine Kurve auf glitschigem Untergrund, je einmal mit 30, 35 und 40 km/h. Jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer fuhr wirklich drei Runden, hinterher lud er uns zu einer kurzen Besprechung zusammen, wies auf Schwierigkeiten hin, besprach die nächste Aufgabe: Slalom auf glitschigem Untergrund. Dazu stellte er die Beregnungsanlage an.

Ein weiterer Schwerpunkt der Übungen war Bremsen. Es begann mit einer Vollbremsung aus einer 40km/h-Fahrt an einer vorher festgelegten Stelle auf trockenem Grund. Nach jeder Bremsung gab es einen Kommentar, mancher betätigte das Bremspedal doch etwas zu zaghaft. „Vollbremsung bis zum Stand“ war die Aufgabe, und dabei den Motor nicht „abwürgen“, also auch auskuppeln.

Die Länge des Bremsweges konnten wir dank einiger Hütchen gut erkennen. Berechnen kann man ihn durch die Formel Geschw. : 10 zum Quadrat, Beispiele: 30:10 x 30:10 = 3x3=9. Bei Tempo 30 brauche ich 9 m. Aber: 60:10 x 60:10 = 6x6=36. Bei doppelter Geschwindigkeit 4-facher Bremsweg, wohlgemerkt bei trockener Straße. Oft bemerke ich die Notwendigkeit zu bremsen nicht lange im Voraus, ich muss manchmal unmittelbar bremsen. Dann kommt meine Reaktionszeit dazu: Der Reaktionsweg lässt sich durch die Formel „Geschwindigkeit:10x3“ berechnen: 100km/h : 10 x 3 = 30. Bei einer Geschwindigkeit von 100km/h fährt das Auto in einer Sekunde 30m, das bedeutet: Wenn ich genau eine „Schrecksekunde“ brauche, bis mein Bremsvorgang beginnt, habe ich bereits 30 m zurückgelegt.

Bei der gleichen Aufgabe auf nassem Untergrund kam doch mancher ins Grübeln: Erschreckend lang wurde der Bremsweg nur weil einige Millimeter Wasser auf der Fahrbahn standen.Wir machten auch ein paar Reaktionsübungen: Wir mussten einem Hindernis ausweichen, beliebig rechts oder links. Bei den nächsten Runden zeigte uns der Moderator, zu welcher Seite wir ausweichen mussten, als wir 12m vor dem Hindernis waren. Noch eine Erschwernis: Er zeigte beispielsweise nach links und wir mussten nach rechts ausweichen: Die Reaktionszeit vergrößerte sich. Aber heute war auch ein „Unfall“ halb so schlimm: Die kleinen Hütchen wurden vom Fahrzeug einfach auf die Seite geschoben, es entstand kein Sachschaden.

Im „Kreisverkehr“ sollten wir so schnell wie möglich fahren, ohne dass das Fahrzeug aus der Kurve getragen wurde, anschließend durch einen Engpass fahren und dann einem Hindernis ausweichen.

Der ganze Kurs forderte Aufmerksamkeit und Konzentration, aber er machte auch viel Spaß. Besonders lustig wurde es für die Zuschauer, als einige von uns die Brille ausprobierten, die eine Benommenheit, etwa nach Alkoholgenuss, simulierte.